Archiv für den Monat: Juni 2018

Was ist los bei IAV?

Der Ingenieurdienstleister IAV ist den meisten Autofahrern nicht bekannt, obwohl in fast jedem Pkw Technologie des Unternehmens verbaut ist. Das Unternehmen validiert unter anderem Software beispielsweise von Mobileye und  Bosch für Autohersteller und entwickelt eigene Lösungen für Pkw. Das Geschäft geht blendend, berichten die Beschäftigten – trotzdem will IAF seinen Mitarbeitern  harte Einschnitte zumuten. Unter anderem sollen die Einstiegsgehälter nach Angaben der IG Metall für Meister und Techniker von 4128 auf 3534 Euro sinken. Frischgebackene Uni-Absolventen mit Master sollen künftig 469 Euro weniger im Monat bekommen.

Die Gründe sind unklar. Die Geschäfte laufen blendend, berichten die Mitarbeiter. Es gebe jede Menge zu tun, 2018 würde die Belegschaft um rund zehn Prozent wachsen. Das Unternehmen argumentiert gegenüber den Betriebsräten dem Vernehmen nach mit Sparzwängen, legt aber nach Aussage der Gewerkschafter nur wenige Zahlen vor, die Fragen offenlassen. Einen Geschäftsbericht für 2017 präsentierte IAV bisher nicht. Die Pressestelle reagiert auf Anfrage zugeknöpft. „Wir sind nicht verpflichtet, etwas zu veröffentlichen“, sagt ein Pressesprecher – bei geschätzten 700 Millionen Euro Umsatz eine erstaunliche Haltung.

Zur Hälfte gehört IAV Volkswagen, 20 Prozent hält Schaeffler, zehn Prozent Freudenberg, weitere zehn Prozent SABIC Innovative Plastics. Verlangt etwa VW-Boss Herbert Diess einen höheren Sparbeitrag von der VW-Tochter? Johannes Katzan von der IG Metall hält dies für unwahrscheinlich. „Volkswagen erwartete schon immer hohe Kostendisziplin von seinen Töchtern“, sagt er. Von gestiegenem Kostendruck sei ihm aktuell nichts bekannt.

Denkbar ist, dass IAV aufgrund juristischer Risiken hohe Rückstellungen vornehmen musste, die aufs Ergebnis drücken. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass das Unternehmen mit den US-Justizbehörden wegen seiner Beteiligung am Dieselskandal verhandelt. Verschiedentlich war IAV in die Verarbeitung von Bosch-Software involviert. Gut möglich, dass auch das Defeat Device über die Bildschirme der IAV-Ingenieure ging. Die Rede ist von einer Milliarde Euro, die IAV im schlimmsten Fall als Buße an die US-Behörden überweisen muss.