Daimler, Here in einem Boot mit Finanzdienstleistern und Axel Springer

Was haben Daimler, Axel Springer, die Allianz  und die Deutsche Bank miteinander zu tun? Bisher nicht übermäßig viel, doch jetzt planen die Unternehmen eine gemeinsame IT-Plattform, die Kunden eine Art digitalen Generalschlüssel für verschiedene Dienstleistungen an die Hand geben soll – eine sichere Online-ID, mit der Bürger beispielsweise beim Tanken oder Parken bezahlen oder andere Services abrufen können. Mit dabei sind außer den Genannten der Technologie-Thinktank Core und der Kartenanbieter Here, an dem wiederum BMW, Audi, Daimler und Intel Anteile halten. Zuletzt war es um Here eher ruhig geworden, während Bosch eine Kooperation mit dem chinesischen Internetkonzern Baidu und den chinesischen Kartenherstellern AutoNavi und NavInfo ankündigte, um eine interaktive Karte fürs Autonome Fahren zu erstellen.

Masse ist Macht, nach diesem Prinzip funktioniert die Online-Ökonomie, deren Gesetze für die Autohersteller immer wichtiger werden. Je mehr Nutzer und und Dienstleister über eine Plattform bespielt werden könne, desto besser ist dies für jeden einzelnen Teilnehmer. Beispiel Paypal: Unzählige Online-Angebote können einfach per Mausklick bezahlt werden, fast jeder fünfte Internet-Einkauf in Deutschland läuft über den US-Bezahldienst. Das deutsche Konkurrenz-Angebot der Banken „Paydirekt“ müht sich bisher mit wenig Erfolg ab, um zu Paypal aufzuschließen – das Angebot der Finanzwirtschaft ist einfach nicht kundenfreundlich genug. Auch die Online-Funktion des deutschen Personalausweises wird bisher kaum genutzt, zum Kummer der Regierung, die sie am liebsten verpflichtend einführen will.

Behörden hätten am gerne eine Lösung wie in Dänemark, sagt Automotive-Experte Gabriel Seiberth vom Beratungsunternehmen Accenture. „Dort wird die Digitale Signatur von 4,8 Millionen Nutzern eingesetzt, die damit beispielsweise Behördengänge online erledigen.“ Öffentliche Anbieter wären aus seiner Sicht denn auch für eine Teilnahme an dem neuen Projekt der Banken und der Autoindustrie prädestiniert.

Der Versuch der Finanzwirtschaft, einen zweiten Anlauf zusammen mit Anbietern von Mobilitätsdiensten zu versuchen, erscheint logisch. Gemeinsam wollen sie gegen die US-Riesen Facebook, Paypal, Apple und Google behaupten. 2017 soll eine GmbH gegründet werden, 2018 die digitale Plattform an den Start gehen. Das Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme soll bei Sicherheitsfragen mitreden.

Kunden dürfte bei der Nutzung der geplanten Online-ID vor allem die Frage interessant sein, wie angreifbar diese für Hacker ist, genauso der Datenschutz. Seiberth glaubt allerdings nicht, dass Nutzer abspringen, weil sie Angst um ihre Privatsphäre haben: „Das sehen wir ja bei Paypal, Facebook oder Google. Wenn die Dienste nur attraktiv genug sind, akzeptieren die Menschen die Nutzungsbedingungen.“ Umso besser für die Anbieter, die mit umfangreichen Daten über die Lebens- und Konsumgewohnheiten ihrer Kunden neue Dienstleistungen entwerfen und Werbung verkaufen können.