Archiv für den Monat: Dezember 2016

Ermittler bei Airbus in Berlin

Die Korruptions-Untersuchung bei Airbus hat Berlin erreicht. Mitarbeiter der US-Kanzlei Hughes Hubbard & Reed, die bereits an anderen Standorten tätig wurden, durchforsteten Büros der Niederlassung unweit des Kanzleramtes. Wie es heißt, sei es dabei nicht um die Lobbyisten des Konzerns gegangen, sondern um die Osteuropa-Abteilung.

Die Kanzlei ist dafür bekannt, nicht zimperlich vorzugehen. Unter anderem soll sie schon mal Privathandys von Beschäftigten eingesammelt haben. Die Ermittlungen gehen auf eine Initiative von Konzernchef Tom Enders zurück, der schon vor über einem halben Jahr die britische Strafverfolgungsbehörde Serious Fraud Office (SFO) verständigte. Anlass dafür war der Umstand, dass in Anträgen auf staatliche Garantien für Exportkredite Angaben über Honorare für Mittelsmänner und über deren Identität fehlten.  Dies ist nach britischem Recht unzulässig.

Auch intern hat die fehlende Dokumentation Stirnrunzeln ausgelöst. Die Nachforschungen der Kanzlei sind gründlich, eine Auswertung der gesammelten Informationen dürfte Monate dauern. Wegen der Vorgänge gibt es zurzeit keine Hermes-Bürgschaften für Airbus.

Der Einsatz von Agenten ist besonders bei Rüstungsgeschäften im arabischen und asiatischen Raum zwar üblich, birgt aber die Gefahr von Mauscheleien. So ermittelt das SFO gegen die Firma GPT Special Project Management, die seit 2007 Airbus gehört. Sie steht im Verdacht, Funktionsträger mit Geld und teuren Präsenten geschmiert haben. Der Konzern geht allerdings davon aus, dass diese Regelverstöße, sofern sie GPT tatsächlich begangen hat, vor der Übernahme durch Airbus stattgefunden haben.

Meilen mieten mit BMW

Wie sich der Hersteller mit neuen Mobilitätsformen anfreundet

BMW-Vorstand Peter Schwarzenbauer ist gut drauf. Alles wird anders, kein Mensch weiß, wie die Autowelt in 30 Jahren aussehen wird. Werden die Menschen überhaupt noch Lust haben, sich einen eigenen Pkw zuzulegen? “Spannend” findet das Schwarzenbauer, der unter anderem zuständig für den Bereich Aftersales ist.

Das Geschäftsmodell von BMW muss neu aufgestellt werden, auch wenn das Unternehmen sein Geld immer noch wie vor 50 Jahren mit dem Verkauf von Autos verdient. Digitale Spielereien werden immer wichtiger in der Autoindustrie. Die angestammte Kundschaft, die auf PS, Hub- und Kofferraum achtet, dagegen immer älter. Junge Käufer vergleichen ein Auto im Showroom mit dem Smartphone und fragen sich, ob das Display im Pkw Videos genauso ruckelfrei abspielen kann wir ihr Mobiltelefon.

Die neue Lust aufs Digitale verspricht ja eigentlich auch neue Geschäftsmöglichkeiten, sagt Schwarzenbauer. Wenn Kunden lieber Einzelfahrten über eine Carsharing-App buchen, als sich einen BMW zu kaufen, muss das nicht zum Schaden des Autobauers sein, findet er. Pro Jahr legen Autofahrer allein in den USA 3,2 Billionen Meilen zurück. Angenommen, diese Meilen würden als Dienstleistung der Autoindustrie angeboten und BMW realisierte einen Marktanteil von 1,5 Prozent, könnte das Unternehmen immerhin 48 Milliarden Meilen abrechnen. Ist doch gar nicht so übel!

Taxler mit dem ReachNow-Führerschein

Wenn. Die große Unbekannte ist der Kunde. Wird er wirklich mitziehen? Und wenn ja, wie lässt sich das Sharing-Geschäft am besten zu Geld machen? Schwarzenbauers Truppe hat mit Airbnb gesprochen. Der Vorstand  hegt einigen Respekt vor diesem Hotelanbieter ohne Hotels.

Aber Übernachtungen sind nicht das Gleiche wie Autos. Schwarzenbauer bleibt nicht anders übrig, als herumzuprobieren. DriveNow, der Carsharing-Dienst von BMW, funktioniert hervorragend, warum die Idee nicht noch ein wenig weitertreiben? In Seattle hat BMW in diesem Frühjahr ReachNow gestartet, eine Art erweitertes DriveNow. Der Versuch war gewagt, weil sich mit Uber und Lyft bereits zwei Carsharing-Größen in der Stadt eingenistet hatten. Aber der Dienst von BMW hat innerhalb einer Woche 13 000 Kunden gewonnen. Jetzt will BMW auch Portland und Brooklyn erobern.  Besitzer von BMW- oder Mini-Fahrzeugen sollen sich – sofern sie einen speziellen ReachNow-Führerschein gemacht haben – mit ihrem Fahrzeug stundenweise als Chauffeur verdingen können. Geplant ist auch, dass sie ihr Auto der Flotte vorübergehend als Leihfahrzeug überlassen können.

Auch in Europa tut sich etwas, in Kopenhagen etwa, wo ein Franchisenehmer die DriveNow Flotte betreibt, und zwar ausschließlich mit i3-Fahrzeugen. Die Stadt integriert die Autos in ihr Nahverkehrsnetz, offenbar ziemlich erfolgreich: rund ein Dutzend weitere europäische Städte haben Interesse angemeldet, ebenfalls eine Elektro-Flotte zu bekommen.

Mitte 2017 will Schwarzenbauer eine erste Bilanz der neuen Sharing-Dienste ziehen. “Wir wissen noch überhaupt nicht, was durch die Decke geht und was gar nicht funktioniert”, sagt er. Es bleibt spannend.