Archiv für den Monat: April 2018

Audi verspricht: sorglos laden mit dem e-tron

Der e-Tron muss es bringen. Der SUV von Audi läutet die neue Stromer-Offensive von Volkswagen ein. Ende des Jahres wird er zu einem Basispreis von rund 80 000 Euro erhältlich sein – kein Schnäppchen, aber Audi-Chef Rupert Stadler hat klargemacht, dass er mit dem  Auto auch Geld verdienen und nicht nur die CO2-Bilanz des Herstellers aufhübschen will.

Der e-Tron wird mit einer Reichweite von über 400  Kilometern für Tesla eine Herausforderung. Er soll den US-Rivalen dank seiner 95 kwh-Batterie in im buchstäblichen Sinn abhängen und sportliches Fahren selbst dann ermöglichen, wenn die Konkurrenz, um den Akku zu schonen, bereits abregelt. Zwei Motoren treiben das Auto an der Hinterachse an, einer vorne. Insgesamt bietet der e-tron 435 PS, beim Boosten sogar bis zu 503 PS  /  800 Newtonmeter.

Die Ladesäule erkennt das Auto, bucht selbsttätig ab

Das Fahren mit dem e-tron dürfte also Spaß machen, doch es bleibt als mögliches Verkaufshemmnis immer noch die Unsicherheit des Kunden beim Laden: Wann, wo, wie und wie teuer? Damit der ehrgeizige Stromer nicht an diesen Details scheitert, legt Audi ein Rundum-Sorglos-Konzept auf. Wer will, kann vom Unternehmen prüfen lassen, ob die Elektrik im Haus fürs Laden nachgerüstet werden muss und bietet serienmäßig ein mobiles Ladesystem, mit dem an einer 400 Volt-Drehstromsteckdose  mit 11 kw in rund achteinhalb Stunden vollgetankt werden kann. Zur Not ginge auch eine normale Schuko-Steckdose, doch dauert das Laden dann ewig, und wirklich empfehlenswert ist die Belastung für die Steckdose  nicht. Anstelle der Basis-Ladeoption bietet Audi außerdem das System connect, das nicht nur die doppelte Ladeleistung bringt, sondern den Strombedarf auf die übrigen Verbraucher im Haus abstimmt. So fliegt auch garantiert nie der Stecker, zudem kann der Kunde von günstigen Nachtstromtarifen profitieren.

Unterwegs kann der e-tron mit bis zu 150 kW in weniger als einer halben Stunde an einer CCS-Station geladen werden – so der Fahrer eine findet. Zusammen mit BMW, Daimler und Ford baut VW gerade entlang europäischer Autobahnen und Schnellstraße ein ein Netz von 350 kW-Ladestationen. 2020 soll es 400 Stationen mit durchschnittlich jeweils sechs Ladepunkten umfassen, wobei rund 100 Stationen in Deutschland stehen werden.

Dazu kommen Ladepunkte anderer Anbieter, von örtlichen Energieversorgen bis zu Behörden oder Hotels. Insgesamt, heißt es bei Auto, stehen heute bereits europaweit über 65 000 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung. An den meisten wird der Kunde allerdings deutlich länger als eine halbe Stunde warten müssen, bis der Akku voll ist. Für 80 Prozent aller Ladestationen hat Audi ein denkbar einfaches Bezahlsystem aufgesetzt. Der Strom-Zapfhahn autorisiert das Auto automatisch gegenüber der Ladesäule, die Abrechnung erfolgt über die myAudi-App. Die Kosten pro Kilowattstunde? Sie werden  höher sein als für Haushaltsstrom, allerdings soll der Kunde pro Kilometer nicht so viel zahlen müssen wie bei einem heutigen Diesel oder Benziner – das wäre ja ein extremer Spaßkiller fürs Elektromobil.

Was kommt nach dem e-tron in Ingolstadt?

In fünf europäischen Ländern (Belgien, Österreich, Norwegen, Schweiz und Großbritannien) kann der e-tron bereits vorbestellt werden. Die Audi-Entwickler dürften die Reservierungszahlen akribisch verfolgen. Viele der Experten fragen sich, wie es auf mittlere Sicht  in Ingolstadt weitergeht. Der e-tron basiert noch auf dem modularen Längsbaukasten MLB von Audi, der für Verbrenner entwickelt wurde. Künftige Elektro-Entwicklungen werden sich beim modulare Elektrifizierungsbaukasten MEB und bei der “Premium Platform Electric”, die von Audi und Porsche gemeinsam getragen wird, bedienen müssen. Unterm Strich bleibt für die Audi-Vordenker also weniger Pionier-Arbeit übrig als bisher.