Archiv für den Monat: April 2019

Chinas Autos für die Welt

Eine komplett deformierte Fahrgastzelle, berstende Seitenstreben: Der Spott und die Häme in Deutschland waren groß, als vor rund zehn Jahren die ersten Importe chinesischer Hersteller am Crashtest scheiterten. Aber die Chinesen haben aufgeholt. Die Messe Auto Shanghai gibt einen Vorgeschmack auf künftige Modelle, die so oder mit leichten Änderungen auch in Europa auf den Markt kommen werden.

Aktuell wird der chinesische Automarkt heftig durchgeschüttelt. Strengere Regeln für private Kreditplattformen, der schwelende Handelsstreit zwischen China und den USA und massive Überkapazitäten gefährden die Hersteller. Die Verkaufszahlen gingen im März um zwölf Prozent zurück. Fabrikschließungen und Insolvenzen sind 2019 nicht auszuschließen. Neun von zehn Autobauern müssten um ihr Überleben bangen, sagt Jochen Siebert, der seit Jahren in China Autozulieferer berät.

Aber ab Mitte des Jahres dürfte der Markt wieder Tritt fassen, so Siebert. Auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit einer Erholung des Marktes. Und er ist sich sicher: „Das Auto der Zukunft kommt aus China.“ Der Grund sei der Vormarsch der Elektromobilität in China in Verbindung mit der schieren Größe des Marktes. „Die chinesische Elektro-Quote wirkt“, so Dudenhöffer. „Im Jahr 2020 werden es mehr als drei Millionen Elektroautos sein, die in China ihren Käufer finden. China ist für das Auto von morgen ‚der“ Markt.“

Und möglicherweise auch „der“ Exporteur. Schon in wenigen Monaten werden die ersten Elektroautos aus chinesischer Produktion bei uns auf der Straße fahren. Ende 2019, Anfang 2020 will der Geely-Hersteller Lynk&Co mit dem Elektro-SUV 01 in Europa angreifen. Auch der künftige Elektro-Smart des neuen Gemeinschaftsunternehmens von Geely und Daimler wird in China gebaut werden. Renault bringt mit dem KZ-E einen günstigen City-SUV, der in Wuhan gebaut wird. Noch schweigen die Renault-Chefs zu einem möglichen Marktstart in Europa, aber es wäre schon sehr überraschend, wenn sie das Auto nicht auch bei uns verkaufen wollten.

An erster Stelle dürften bei der Eroberung der westlichen Märkte Autobauer stehen, die mit etablierten Herstellern Europas kooperieren. Die große Zahl der chinesischen Hersteller, die nur für den lokalen Markt produzieren, seien technisch noch nicht so weit, mit westlichen Wettbewerbern konkurrieren zu können, sagt Jochen Siebert.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ein großer Pluspunkt der Chinesen ist der Heimatmarkt: Neuwagenkäufer sind hier um die 30 (Deutschland: über 50) Jahre alt und ausgesprochen technologieaffin. Digitale Features können die Chinesen erst auf dem lokalen Markt erproben und sie dann im Ausland einsetzen.

Der Robo-Taxi-Heli von Airbus kommt …… erst einmal nicht

Mit dem autonomen Hubschraubertaxi den Stau umfliegen, im Idealfall direkt in die Innenstadt gelangen, vor dem Büro oder abends vor dem Kino aussteigen – eine verlockende Aussicht. Viele Firmen versuchen sich zurzeit an Technologien für Robo-Helis, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verkündete erst vor kurzem in Ingolstadt, elektrisch betriebene Lufttaxis von Airbus seien bald einsatzbereit. Ab 2025, hieß es, könne er abheben.

„Bald“ ist freilich ein dehnbarer Begriff, das Jahr 2025 extrem optimistisch gerechnet.   Airbus wurde möglicherweise vom Minister, der sich ab und an eine positive Schlagzeile wünscht,   mit sanftem Nachdruck zu dieser Ankündigung überredet. Heute jedenfalls äußerten sich Experten von Airbus und der TU München erneut zu Robo-Helikoptern. Und sie klangen deutlich skeptischer als Scheuer. Das Jahr 2050 sei eine realistische Zielmarke für den Einsatz autonomer Hubschrauber für den Personenverkehr im Massenmarkt, sagte Manfred Hajek, Professor für Hubschraubertechnologie. Wolfgang Schoder, Chef von Airbus Helicopters, widersprach nicht. Der Markt sei vorhanden, bekräftigte er – aber momentan gebe es noch eine Vielzahl von Hürden zu überwinden.

Etwa die Landeplätze: Um ein Flugtaxi wirtschaftlich zu betreiben, müsse es drei bis vier Passagieren Platz bieten. Damit komme der Helikopter in eine Gewichtsklasse von ein paar Tonnen. „Das können sie nicht einfach auf der Terasse starten lassen“, so Schoder, „da fliegt Ihnen sonst die Pergola um die Ohren.“ Dann der Lärmschutz: Auch elektrisch betriebene Hubschrauber machen Lärm. Zwar ist der Motor viel leiser als bei herkömmlichen Helis, aber die Rotoren sind genauso laut. Bei Start- und Landeplätzen in Gewerbegebieten und auf Flughäfen spielt dies keine große Rolle, in städtischen Bereichen höchstwahrscheinlich schon. Ungelöst ist bisher auch die Frage, wie Nahverkehrs-Hubschrauber in Metropolen sicher gemacht werden können. Nicht einmal Autos schaffen es bisher, sich in Städten vollautonom fortzubewegen. Autonome Helikopter müssten buchstäblich eine Dimension mehr beherrschen als Autos, sich selbst (und andere) vor dem Absturz bewahren.

Als Weltmarktführer will sich Airbus Helicopters den Markt für Flugtaxis aber trotzdem nicht entgehen lassen. Wenn sie nicht übermorgen kommen, dann eben erst in fernerer Zukunft. An der Entwicklung  elektrischer Helis – ob mit oder ohne Pilot an Bord – führt für Schoder  aus technischer Sicht ohnehin kein Weg vorbei. Schon heute zeige sich, dass die Geräte wirtschaftlicher zu bauen seien als Hubschrauber mit herkömmlichem Antrieb. „Pro Jahr verkaufen wir zurzeit um die 400 klassische Flugzeuge“, so Schoder. „Alle Prognosen für elektrisches Fluggerät gehen über diese Zahl weit hinaus.“