Archiv für den Monat: Mai 2019

Volocopter plant Expansion

Das Bruchsaler Hubschrauber Startup Volocopter will seine Tätigkeit mittelfristig stark ausweiten und besorgt sich dafür frisches Geld. Um in die Serienproduktion einzusteigen, werde Volocopter noch dieses Jahr eine Finanzierungsrunde abschließen, sagte Mitgründer Alexander Zosel zu FOCUS. “Danach machen wir uns an die nächste Runde.” Zurzeit könne das Unternehmen in Bruchsal etwa 100 Hubschrauber pro Jahr herstellen.

Künftig soll Volocopter über ein globales Produktionsnetzwerk verfügen. “Es kann sein, dass wir auf jedem Kontinent dieser Welt mehrere Fabriken stehen haben”, so Zosel. Unklar ist bisher, ob Volocopter die Fabriken selbst oder mit einem Partner baut. Daimler ist an dem Hersteller beteiligt, außerdem Intel.

Volocopter will ab 2022 den ersten kommerziellen elektrisch betriebenen Hubschrauber-Nahverkehr ermöglichen. Vergangene Woche gab der Hersteller bekannt, dass in der zweiten Jahreshälfte 2019 in Singapur der erste sogenannte Volo-Port – ein Start- und Landeplatz für innerstädtische Hubschrauberflüge – in Betrieb genommen werden solle. Die von der Berliner Agentur Brandlab entworfenen Ports ermöglichen unter anderem den Start von Hochhäusern. Bei den Flügen handelt es sich um öffentliche Testflüge.

Der reguläre Heli-Verkehr ab 2022 sollen bezahlbar sein, so Zosel. Der Preis für einen Flug werde sich unter anderem danach richten, welche Stückzahlen das Startup realisieren könne . Als Beispiel nannte er die Strecke von Berlin-Tegel nach Kreuzberg. “Sie kostet mit dem Taxi um die 45 Euro. Wenn wir ein hochskaliertes System haben, würden wir mit dem Volocopter 60 Euro brauchen.” Auch zu Beginn eines Streckendienstes werde ein Ticket nicht astronomisch teuer sein, sondern “vielleicht das Doppelte einer Taxifahrt” kosten.


Northvolt: Schwedische Hilfe für VW bei der Zellfertigung

Eine gefühlte Ewigkeit lang suchte VW nach Möglichkeiten, in die Fertigung von Batteriezellen einzusteigen. Genau genommen ist die Suche nicht beendet – „wir verhandeln noch“, heißt es beim Unternehmen. Ziemlich wahrscheinlich scheint aber, dass der Hersteller mindestens am Standort Salzgitter zusammen mit dem schwedischen Startup Northvolt Zellen herstellen will.

Billiger Strom in Nordeuropa

Northvolt, von Ex-Tesla-Managern gegründet, führt zusammen mit VW die ‚European Battery Union‘, die mit Partnern aus sieben europäischen Ländern den Aufbau einer Zellenproduktion starten will. Das Konsortium hat gute Karten, von der Förderung zu profitieren, die Bundeswirtschaftsminister Altmaier für eine europäische Zellproduktion ausgelobt hat. Mit an Northvolt beteiligt ist Siemens, auch VW hält über seine Lkw-Tochter Scania Anteile. Zudem ist Nortzvolt mit BMW in einem Entwicklungskonsortium verbunden.

Das Startup baut bereits eine Fabrik in Nordschweden. „Die Energiekosten sind in Schweden europaweit mit Abstand am günstigsten“, sagt Northvolt-Chef Paolo Cerruti. „Im Vergleich mit Japan ist Strom dort siebenmal billiger.“ Aber es sei „absolut möglich“, auch anderso in Europa eine Fertigung hochzuziehen. Vorzugsweise würden dann die energieintensivsten Prozesse in Schweden erledigt, der Rest in der Nähe der Autofertigung.

„Ein Spezialitätenmarkt“

Cerruti nimmt die Autoindustrie gegen den Vorwurf der Zögerlichkeit in Schutz. „Sie haben einfach keinerlei Erfahrung mit der Chemie, die in der Batterie steckt“, sagt er und zitiert einen deutschen Auto-Vorstand mit den Worten: „Wir bräuchten dreimal so viel Geld und zehn Jahre länger als andere, um eine Zellfabrik auf die Beine zu stellen.“ Anders als vielfach behauptet handle es sich bei Zellen eben nicht um ein anonymes Vorprodukt. „Es ist ein Spezialitätenmarkt. Die Eigenschaften der Batteriezellen werden ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal für die Hersteller sein, ähnlich wie heutzutage beispielsweise der Benzinverbrauch der Motoren.“

Northvolt bietet den Autoherstellern eine nahtlose Kooperation und weitreichendes Know-How an. Cerruti vergleicht die Zusammenarbeit mit dem Teamwork professioneller Caterer. „Unsere Kunden können bestimmen, welche Rohstoffe verwendet werden oder sogar mit ihrem eigenen Warenkorb kommen. Wir wissen, wie das alles verwendet wird und stellen die Küche zur Verfügung.“

Auch der beste Koch kann allerdings nichts daran ausrichten, dass die Preise für die Zutaten stark schwanken. Der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer führt an, 90 Prozent der Zelle entfalle auf Komponenten, also Anode, Kathode und Elektrolyt. Paolo Cerruti macht Automanagern wenig Hoffnung darauf, dass sie in Zukunft mit stabilen Kosten für die Zellen rechnen können: „Diese Risiken sind alle bekannt“, sagt er. „Aber das war über Jahrzehnte hinweg auch beim Alumium der Fall, beim Stahl oder bei Kunststoffen.“

Weitere Fabriken?

Zunächst ist Northvolt damit beschäftigt, sein eigenes Wachstum zu managen. Mit der Fertigung in Salzgitter ist der Zellbedarf von VW bei weitem noch nicht gedeckt. Ob Northvolt auch an weiteren Fabriken beteiligt wird, ist nicht bekannt. Bei einer früheren Gelegenheit beschrieb Cerruti die Pläne seines Unternehmens eher vorsichtig: „Wir arbeiten jetzt unsere Pläne ab und werden aufpassen, uns nicht zu viel auf den Teller zu laden.“