Archiv für den Monat: Oktober 2021

Die Flexi-Fabrik: Produktionsstart des BMW i4 in München

Tesla? Können wir auch. Mit einer Reichweite von 590 Kilometern (WLTP) und neuen digitalen Diensten wie einem verbesserten Fahrassistenten (Level 2+) soll der BMW i4 dem US-Wettbewerber Konkurrenz machen. Gerade startete die Produktion des Autos im Stammwerk München. Dort will BMW  die eierlegende Wollmilchsau in der Produktion verwirklichen: Verbrenner, Plugin-Hybride und reine Stromer werden auf der gleichen Linie montiert. Ein ziemlich aufwendige Angelegenheit, zumal in einem vergleichsweise kleinen Pkw-Werk.

200 Millionen Euro hat BMW bisher investiert, um die Fabrik für den Stromer fit zu machen. Alle 69 Sekunden kann in München ein Auto vom Band laufen, das ist langsamer als in Autofabriken, die nur ein Modell oder nur Pkw mit vergleichbaren Antrieben fertigen. Aber mit der Flexi-Strategie schafft sich BMW die Freiheit , auf die schwer kalkulierbaren Launen der Kunden reagieren zu können. Wollen Sie nächstes Jahr schon auf E-Mobilität umschwenken oder erst gegen Ende des Jahrzehnts? So genau weiß das niemand, und frühere teure Fehler will der BMW-Vorstand vermeiden. Mit dem Elektro-Pionier i3 war der Hersteller seiner Zeit voraus. Das Auto, für das sich BMW auf die sündteure Karbon-Bauweise einließ, enttäuschte zum Marktstart, erst in den letzten Jahren gingen die Verkaufszahlen spürbar nach oben.

Das soll mit dem i4 nicht passieren. Auf die Frage, wie viele i4 BMW verkaufen wolle, weicht Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic  aus. Irgendwas in der Größenordnung einer Großserie solle es sein. 2023 wird jedes zweite Auto, das im Werk München vom Band läuft, elektrifiziert sein. sagt er. Das wären rund 100.000 bis 110.000 Pkw im Jahr. Allerdings zählen auch die d3er Limousinen und der 3er Touring mit Hybridantrieb zu den elektrifizierten Autos. Zu einem Bekenntnis, wann BMW das letzte Auto mit Verbrennungsmotor fertigen will, lassen  sich die München anders als VW und Daimler bisher nicht hinreißen. Das jüngste Strategiepapier von VW für die Bundesregierung, in der unter anderem gefordert wird, die Kaufprämien für Hybride an tatsächlich elektrisch gefahrene Kilometer zu knüpfen, kommentiert Nedeljkovic diplomatisch: „Wir sehen PHEVs durchaus als vollwertige Alternative an“, sagt er.

Aber klar wandelt sich auch BMW. Die traditionsreiche Motorenfertigung verlässt das Stammwerk München in Richtung Hams Hall und Steyr. Die Fabrik, eine der wenigen in der Autoindustrie, die komplett in eine Großstadt eingebettet ist, bekommt ein neues Gesicht: Dort, wo heute noch Zäune stehen, sollen künftig Nachbarn und Interessenten das Gelände erkunden können. Werksleiter Peter Weber spricht von einem „Produktions-Campus“. Aktuell läuft ein Architektenwettbewerb, wie das Werk künftig aussehen soll. Seiner Zeit hinterherhinken, das will BMW offensichtlich nicht – auch, wenn es sich mit der Elektromobilität Zeit lässt.