Archiv für den Monat: Januar 2022

Gemeinsam stärker

Bosch und VW beschließen Kooperation auf Augenhöhe beim autonomem Fahren im Privat-Pkw

Autohersteller und Zulieferer, das ist eigentlich eine hierarchische Angelegenheit. Der Pkw-Konzern bestellt Schrauben, Blech oder Software, der Zulieferer freut sich über den Auftrag und arbeitet ihn ab – so ist die traditionelle Form der Zusammenarbeit. In Zeiten der Digitalisierung ändern sich allerdings die Kräfteverhältnisse.  Gerade gab die Volkswagen-Softwareeinheit Cariad eine Partnerschaft mit Bosch bekannt. Die Unternehmen entwickeln gemeinsam Software fürs autonome Fahren des Levels 2 und 3 im privaten Pkw. Das Besondere: Nach einer gewissen Vorlaufzeit wird Bosch die Ergebnisse an Dritte vermarkten können. “Es handelt sich nicht um eine typische Lieferantenbeziehung”, sagt Mathias Pillin, Chef der Bosch-Einheit “Cross Domain Computing Solutions”. Bosch befinde sich in dem Projekt auf Augenhöhe mit VW. 

Erst im vergangenen Jahr beendeten Daimler und Bosch ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Systemen für Robo-Taxis. Volkswagen dagegen arbeitet mittlerweile mit einer Reihe von Partnern zusammen. Die Nutzfahrzeug-Einheit kümmert sich zusammen mit Argo AI, einem Unternehmen von Ford und VW, um den Bereich Mobilitätsdienstleistungen und hat für 2025 erste komplett  fahrerlose Shuttles angekündigt. Die Marken VW, Skoda und Seat nutzen zudem Kartendaten der Intel-Einheit Mobileye, die es den Autos erleichtern, sich selbst bei schlechten Witterungsverhältnissen sicher zu orientieren.

Die Software-Einheit Cariad, 2020 gegründet, soll nach dem Vorbild Teslas ein zeitgemäßes, aufgeräumtes Betriebssystem fürs Auto entwickeln und Teile davon an die Konkurrenz verkaufen, um die Milliardenkosten wieder hereinzuholen. Das zumindest hat VW-Boss Herbert Diess den Eigentümern des Unternehmens versprochen. Allerdings scheint der geplante schnelle Aufbau einer Einheit mit über 10.000 Software-Experten durch den Mangel an IT-Fachkräften gebremst zu werden. Möglicherweise hat sich VW auch deswegen zu der jetzt verkündeten Partnerschaft mit Bosch entschlossen. 

In dem Projekt geht es ausdrücklich nicht um Taxidienste, sondern um Software für Autos, in denen ein Mensch hinterm Lenkrad sitzt. Im nächsten Jahr sollen erste Funktionen auf den Markt kommen.  Zum Teil sollen sie es ermöglichen, dass das Auto zeitweise die komplette Verantwortung übernimmt. Das entspricht Level 3 des automatisierten Fahrens. Premiumhersteller können für diese Dienste hohe Preise von bis zu 10.000 Euro aufrufen. Für Marken wie VW oder Skoda wird’s da eng. “Wir wollen den Zugang zur Technik demokratisieren”, sagt Cariad-Chef Dirk Hilgenberg. Deswegen müsse er es schaffen, die Kosten in einem anderen Rahmen zu halten als die Wettbewerber.

Wider die Gießkanne

BMWK und KfW stoppen in einer Hauruck-Aktion die Förderung von energieeffizienten Gebäuden. Auf Häuslebauer kommen wohl strengere Vorschriften zu

Ende Januar wäre die aktuelle Förderung für energieeffiziente Häuser nach dem EH 55 Standard ausgelaufen. Vor rund drei Monaten wurde noch unter dem früheren Minister Peter Altmaier das Ende des Programms bekanntgegeben. Die Folge war eine regelrechte Torschlusspanik unter den Bauherren. Anträge über ein Fördervolumen von 20 Milliarden Euro gingen bei der Förderbank KfW ein, darunter 14 Milliarden für EH 55 Vorhaben, vier Milliarden für Bauten nach dem Standard EH 40 und zwei Milliarden für energetische Sanierung.. Die zieht jetzt die Reißleine und dreht den Geldhahn zu. Anstelle von Zuschüssen werden in Kürze wohl Verordnungen treten. Denn die Niedrigenergiebauweise ist beim Großteil der Neubauten sowieso schon Standard geworden. Nachdrücklich unterstützt werden soll dagegen die Sanierung im Bestand – hier kann mit öffentlichen Geldern im Vergleich zum Ist-Zustand am meisten erreicht werden.

Für Bauherren, die sich auf das Geld verlassen haben, ist die Nachricht von dem Förderstopp eine ziemlich unschöne Situation. Damit kein aktuell geplantes Projekt daran scheitert, soll im Zweifel die KfW mit Extra-Darlehen einspringen. Die müssen freilich zurückgezahlt werden.

Nur wenige Wochen nach dem Start der Ampel scheint die Furcht zu wachsen, dass die Förderflut im Rahmen der Klimawende zu viele Trittbrettfahrer auf den Plan ruft. Das dürfte auch auf die anstehenden milliardenschweren Klimaschutzverträge mit der Industrie durchschlagen, mit denen der Einsatz grüner Technologien in der Industrie unterstützt werden soll.