414 Versuche, die Tesla-Gigafactory zu stoppen

Showdown in der Turnhalle: Gegner der Fabrik ,Vertreter von Tesla und der Behörden beim Erörterungstermin

Auf dem Gelände der geplanten Tesla-Gigafactory in Grünheide östlich von Berlin wachsen die ersten Gebäude in die Luft, schon denkt der Elektroauto-Pionier über eine Erweiterung seiner Fabrik nach.  Die Dimensionen sind atemberaubend, bis zu zwei Millionen Pkw will Tesla-Gründer Elon Musk östlich von Berlin einmal bauen lassen. Aber jetzt erst kommt es zur öffentlichen Erörterung über die Einwände der Tesla-Gegner. Wegen Corona musste der ursprünglich für März geplante Termin verschoben werden.

Tesla trägt die Kosten

Die Front der Tesla-Gegner ist beachtlich. Insgesamt 414 Einwendungen gegen die Fabrik liegen vor, berichtete gestern Ulrich Stock vom Brandenburger Landesamt für Umwelt. Für den Auftakt wurde die wenige Kilometer vom Tesla-Baugrundstück entfernte Stadthalle von Erkner gewählt. Nur direkt Beteiligte dürfen die Halle betreten, die Presse wird in ein eigens aufgebautes Zelt daneben verwiesen. Erste Entscheidungen über den Bauantrag sind in Erkner zwar noch nicht zu erwaraten. Das Landesamt für Umwelt, das über die Baugenehmigung entscheidet, wird aber wohl eine vorläufige Einschätzung zu einzelnen Einwendungen abgeben. Eine endgültige Entscheidung wird es allerfrühestens im November geben. Im für Tesla ungünstigsten Fall muss der Hersteller alles, was bisher auf dem Gelände Gegen den Bescheid des Landesamts für Umwelt kann geklagt werden. Allerdings hängt es von den zuständigen Gerichten ab, ob Klagen eine aufschiebende Wirkung entfalten, sprich: die Fertigstellung der Fabrik verhindern können.

Soll trotz Corona jedem Einwender Platz bieten, der seine Kritik persönlich vortragen will: Stadthalle Erkner

Hauptthema: das Wasser

Vorerst hofft Erörterungs-Leiter Ulrich Stock, innerhalb von drei Tagen, an denen bis in den Abend hinein beraten werden dürfte, mit den Einwendungen durchzukommen. Der größte Teil der Beanstandungen bezieht sich auf die – angebliche oder tatsächliche – Gefahr, die Tesla für die Wasserversorgung der Region darstellt. Schon heute macht sich der Klimawandel bemerkbar, sinken die Pegel der Flüssel und Seen. Mit einem Wasserbedarf von 238 Kubikmeter pro Stunde (laut ursprünglichen Planungen waren es noch 372 Kubikmeter) geht der Hersteller tatsächlich an die Schmerzgrenze dessen, was die bislang erschlossenen Ressourcen der Region hergeben. Dabei bezieht sich der aktuelle Bauantrag nur auf die erste Ausbaustufe des Werkes mit einer Kapazität von etwa 150.000 Autos im Jahr. Will Tesla mehr Pkw bauen, muss es womöglich die Oder anzapfen und deren Wasser aufwendig filtern. 

Die Kosten trägt Tesla

Für die Kosten des Erörterungsverfahrens muss Tesla aufkommen. Der Hersteller ist genauso für die Hallenmiete, das technisches Personal, bis hin zu Wasserflaschen und Müsliriegeln für die Presseleute zuständig. Dazu kommen 1600 Euro pro Erörterungs-Tag, die die Behörden Tesla in Rechnung stellen. Die Gebühren für das gesamte Genehmigungsverfahren leiten sich vom Investitionsvolumen ab und liegen im Millionen-Bereich, heißt es. Aber was heißt das schon bei einer Gesamtsumme von bis zu vier Milliarden Euro, die die Gigafactory kosten dürfte. 


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