Rundumschlag gegen VW-Aufsichtsräte

Volkswagen ist anders als andere Konzerne, mit selbstbewussten Eigentümer-Familien und mindestens genauso selbstbewussten Arbeitnehmern im Aufsichtsrat, die sich mit den Vertretern des Landes Niedersachsen im Aufsichtsrat abstimmen. So weit, so bekannt. Auf der Hauptversammlung gingen Aktionärsvertreter jetzt trotzdem mit der Arbeit des Aufsichtsrates ins Gericht, der Tenor: Von einer unabhängigen Kontrolle des Unternehmens könne keine Rede sein.

Wie unabhängig ist Marianne Heiß?

Grenzwertig findet es etwa der Wirtschaftswissenschaftler Christian Strenger, dass Marianne Heiß neu in das Kontrollgremium einziehen soll – obwohl die Finanzchefin der Werbeagentur BBDO mit umfangreichen Geschäftsbeziehungen von Volkswagen abhängig sei. Auch verfüge sie „weder über die für einen VW Aufsichtsrat erforderliche Finanzexpertise noch über ausreichende Erfahrungen in der Leitung oder Kontrolle börsennotierter Unternehmen“. Ähnlich ahnungslos sind in den Augen vieler Aktionäre die Vertreter der niedersächsischen Landesregierung. „Vor wer Landtagswahl wurde uns versprochen, dass anstelle der Politiker unabhängige Experten in den Aufsichtsrat entsandt würden“, kritisierte ein Redner. Nach der Wahl sei das Versprechen schnell vergessen worden.

Von den Vertreter der Eigentümerfamilien erwarten sich die kritischen Anteilseigner ebenfalls keine ernstzunehmende Kontrolle des Vorstandes. Wolfgang Porsche ist in den Augen Christian Strengers schlicht „nicht wählbar , nicht gewöhnen will sich Strenger auch daran, dass mit Dieter Pötsch ein früherer Finanzvorstand den Aufsichtsrat leitet, der möglicherweise 2015  gegen die Interessen von Anlegern handelte, indem er sie zu spät über Dieselgate informierte.

Argumente, die so oder so ähnlich schon auf früheren Aktionärstreffen geäußert wurden, ohne dass sich die Amtsführung des VW-Aufsichtsrates erkennbar änderte. Eine Aufsichtsrätin war gar nicht erst gekommen  – als wolle sie demonstrieren, wie gering sie ihre Funktion schätzt. Ferdinand Piechs Nichte Louise Kiesling blieb der Sitzung wegen „unaufschiebbarer Verpflichtungen“ fern. 


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