Daimler: E-Antriebe, Militärfahrzeuge und das konventionelle Geschäft

Die Welt der Autohersteller ist  zwiegespalten: Ihr Geld verdient die Industrie ähnlich wie vor 50 Jahren mit Verbrennern, die an Firmen und Privatleute verkauft werden. Ihre Zukunft sehen die Unternehmen – gezwungenermaßen, nachdem die Grenzwerte für Emissionen weltweit sinken – in alternativen Antrieben und dem autonomen Fahren. Am liebsten sprechen die Manager über ihre Innovationen, da macht auch die Daimler-Hauptversammlung keine Ausnahme.  Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche kündigt  hohe Investitionen an: Zehn Milliarden Euro will er für den Ausbau der Elektroflotte ausgeben, über zehn neue Elektroautos sollen bis 2022 auf den Markt kommen.

Die Aktionäre erwähnen die beeindruckenden Zahlen und die erolgreiche Modellpolitik lobend, ersparen Zetsche und dem Aufsichtsrat aber nicht den Hinweis auf aktuell schwierige Themen. Warum Daimler an der Produktion von Militärfahrzeugen festhalte, die an autoritäre Regime wie Saudi-Arabien oder  Syrien geliefert werden, fragt Paul Russmann von den kritischen Aktionären. Kein neuer Vorwurf, ein wenig wirkt die Kritik 2017 aus der Zeit gefallen. Beifall erhält Paul Russmann von den kritischen Aktionären auf der Hauptversammlung trotzdem, vielleicht wegen seines Hinweise auf die Daimler-Aktie: Ein paar tausend militärische Unimogs dürften es kaum wert sein, namhafte Fonds abzuschrecken, deren Anlagegrundsätze keine Rüstungsaktien im Portfolio zulassen, sagt er.

Die potentiell gefährlichste Baustelle für Daimler dürften die Ermittlungen wegen angeblicher Diesel-Manipulationen sein – doch dazu erfahren die Anteilseigner nichts wirklich Erhellendes: Man könne nichts sagen, weil die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in Stuttgart nicht bekannt seien, trägt Finanzvorstand Bodo Uebber lakonisch vor. So quält sich die Hauptversammlung durch teils begründete, teils skurile Anträge und lustlos heruntergeleierte Antworten seitens des Vorstandes. Etliche Anleger outen sich unfreiwillig als irrlichternde Spaßvögel. Unter anderem will ein Aktionär sein Recht auf „artgerechte Kleidung“ geltend machen und auf der HV nackt auftreten. Er sei froh, dass der Anleger fürs erste darauf verzichtet habe, sein vermeintliches Recht durchzusetzen , knurrt Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Am Ende werden alle froh sein, wenn der Tag vorbei ist.