Die Post bestellt Tesla, sucht aber nach weiteren Herstellern schwerer E-Brummis

Groß, größer, Tesla: Auch wenn andere Hersteller behaupten, 40-Tonner eigneten sich nicht für elektrische Antriebe, will es Elon Musk mal wieder allen beweisen. Tesla plant, 2019 elektrische Trucks (Bild) auszuliefern. Die Deutsche Post hat gleich Interesse angemeldet, zehn E-Brummis bestellt und dafür 50 000 Dollar Reservierungsgebühr überwiesen. Mit den Lkw will sie an der US-Ostküste und im Mittleren Westen erproben, für welche Anwendungen sich die neuen Antriebe am besten eignen.

Wer weiß, ob die Trucks wirklich schon in zwei Jahren kommen. Trotzdem scheint es, als würden konventionelle Brummi- respektive Autobauer mal wieder von Tesla vorgeführt, zumal die Post jetzt nachlegt: „Wir würden durchaus auch Elektro-Lkw von anderen Herstellern kaufen“, sagte eine Post-Sprecherin jetzt zu FOCUS. Man habe deswegen mit anderen Unternehmen darüber gesprochen, ob sie in absehbarer Zeit schwergewichtige Elektro-Lkw liefern könnten, allein: Das Interesse hielt sich in Grenzen. Leichte Lkw gibt es mit Elektro-Antrieb, beispielsweise den Fuso von Daimler und natürlich den Streetscooter, den die Post selbst herstellt – bei schweren Trucks müssen die Hersteller aber passen. Die Post lässt aber nicht locker: „Wenn doch noch ein Angebot kommt, sind wir auf jeden Fall für Verhandlungen offen.“ Zunächst werden die Spezifikationen jetzt aber nur mit eine Hersteller geklärt, eben Tesla.

Die europäischen Hersteller experimentieren zwar mit E-Trucks, lassen sich dabei aber viel Zeit. Siemens und Scania beispielsweise wiesen in einem Versuch nach, dass die Stromversorgung per Oberleitung für Lkw glänzend funktioniert – was bei den zahlreichen schon existierenden Anwendungen mit Oberleitungs-Bussen nicht wirklich überrascht. Mercedes-Benz stellte den Prototypen eines elektrischen 26-Tonners auf die Räder, ist aber zurückhaltend, was die Marktchancen angeht. Eine Markteinführung sei „Anfang des nächsten Jahrzehnts vorstellbar“. Andreas Renschler, Chef von Volkswagen Truck & Bus, konstatiert, „der Wechsel auf den Elektroantrieb hat unwiderruflich begonnen“, schränkt aber ein, dass ein Batterieantrieb über lange Strecken bislang unrealistisch sei. Die Akkus müssten, um große Reichweiten zu realisieren, so schwer sein, dass die Nutzlast über die Maßen reduziert werden müsse. Die Brennstoffzelle oder reine Wasserstoffantriebe? Auch nicht wirklich praktikabel. Argumente, die vor 20 Jahren auch gegen Elektro-Pkw ins Feld geführt wurden – und die jetzt nach und nach widerlegt werden.


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