Heute noch Ruhe, morgen Sturm

Wer bitte ist Christian Senger? Nicht einmal viele Auto-Insider kennen den Namen, aber das dürfte sich in den nächsten Jahren ändern. Der gebürtige Oberbayer ist bei VW in Wolfsburg für Elektromotoren zuständig. Heute noch ein Nischenantrieb, aber schon 2025 aber eine tragende Säule des Herstellers, sagt Senger. 30 Pkw-Modelle der VW-Konzernmarken werden dann mit einem E-Antrieb fahren.  Und natürlich gibt es längst eine sperrige Abkürzung für den Bausatz, aus dem sich die Entwickler der einzelnen Konzerntöchter bedienen können: MEB, „Modularer Elektrifizierungs-Baukasten.“

Mit dem Elektromotor ist es so eine Sache: Der Verbrenner konnte PS-Enthusiasten mit Motorengedröhn überzeugen, beim batteriegetriebenen Auto schwingt immer noch Verzicht mit, jedenfalls für Menschen, die noch nicht dringesessen sind. Wirklich viel PS brachten bisherige Elektrofahrzeuge, die vor allem für den Einsatz im Flottenbetrieb von Firmen gekauft wurden, nicht auf die Straße. Selbst beim BMW-Hybrid i8 leistet der Elektromotor nur 131 PS. Jetzt steuern die Hersteller aber um: Porsches Zukunftsprojekt etwa, der Mission E,   soll mehr als 600 PS bieten. Selbst in den USA, dem Land der allgegenwärtigen Geschwindigkeitsbegrenzungen, legen Autokäufer bei Stromern mittlerweile Wert auf leistungsstarke Motoren, sagt Frank Welsch, Entwicklungsvorstand von Volkswagen auf der CES in Las Vegas. Was zählt, ist der Ampelstart: Wer kommt wie weit innerhalb der ersten fünf Sekunden?

Für die Autohersteller heißt das: Sie müssen auch bei E-Motoren nach Wegen suchen, um sich voneinander abzugrenzen. Ein Job für Christian Senger, der die Volkswagen-Strategie erläutert: „Wir übertragen das Golf-Prinzip auf den elektrischen Antrieb.“ Menschen, die nur ein durchschnittliches Budget für den Autokauf aufbringen können, will Senger Stromer mit Einsteiger-Antrieb anbieten – mit der Option, das gleiche Auto ein paar Jahre später mit einem deutlich stärkeren Motor nachzukaufen. Hat beim Golf mit Verbrennungsmotor prima funktioniert, müsste auch beim Stromer klappen. Wobei Geringverdiener auch am günstigsten E-Golf wohl nie Freude haben werden, bei Preisen ab 36 000 Euro.