Dudenhöffer contra „Monster-SUV“

Das rapide gewachsene Segment der SUV gilt als Klimakiller schlechthin. Für die Deutsche Umwelthilfe DUH sind sie „Autos, die die Welt nicht braucht„. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen bricht jetzt eine Lanze für sie. So klimaschädlich wie die Optik suggeriert, seien SUV gar nicht.

„Die in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres neu zugelassenen SUV haben im Durchschnitt 144,1 Gramm CO2/Km ausgestoßen“, so der Professor. Das entspreche einem Durchschnittsverbrauch von 6,2 Liter Benzin auf 100 km.

Coupés klimaschädlicher als SUV?

Limousinen oder Kompaktvans wie der Renault Scenic oder der VW Touran, die Mercedes B-Klasse oder der BMW 2er Active Tourer würden im Schnitt auf 139,3 Gramm CO2 kommen. Das entspreche auf 100 Kilometern einem Benzinverbrauch von gerade mal 0,2 Litern weniger als die SUV. Und die im ersten Halbjahr neu zugelassenen Coupés seien sogar deutlich größere Klimasünder.

Ihre Emissionen seien also kein wirkliches Argument gegen die SUV, so der Professor – mit einer Ausnahme: Sogenannte „Monster-SUV“ mit über 4,90 Metern Länge. Gemeint sind beispielsweise BMW X7 M50d Steptronic Sport (234 CO2 g/km), Audi Q8 50 TDI (216 g/km) , Mercedes GLS (224 g/km) oder Landrover Range Rover Sport 3.0 SDV6 SE Automatik (lt. ADAC 304 g/km). Zum Vergleich: Die EU schreibt ab 2020 für neu zugelassene durchschnittliche Flottenwerte von 95g CO2/km vor (plus einem Gewichtszuschlag für schwere Fahrzeuge).

Wie genau die Hersteller angesichts ihrer aktuellen Verbräuche die Werte einhalten wollen, ist unklar. Aus heutiger Sicht ist die wahrscheinlichste Option, dass sie Hybride und reine Stromer mit Kaufanreizen in den Markt drücken. So können die Flottenverbräuche mit Gewalt nach unten korrigiert werden. Aber die Profitabilität leidet darunter.

Die Breite und Länge machen es

2010 waren, so Dudenhöffer, gerade mal 10 „Monster-SUV“ auf dem Markt. 2019 seien es mehr als doppelt so viele. Im Gleichschritt mit der Länge der Autos wuchs ihre Breite. 1,90 Meter waren 2010 die Ausnahme, 2019 sind in Deutschland 16 Autos mit über 1,90 Metern erhältlich.

Für den Verkauf in den USA seien Monster-SUV eine Option, so Dudenhöffer. Aber auf dem heimischen Markt sieht der Autoexperte mehr Risiken: Mit einem Anteil von nur zwei Prozent am gesamten SUV-Markt sei ihre Bedeutung gering, der potentielle Image-Schaden aber groß. Die Autos würden die Glaubwürdigkeit der Hersteller in der Klimadebatte untergraben so der Professor. „Ein Monster-Riesen kann mehr Markenwert zerstören als auf der Einnahmeseite in die Klasse fließen.“


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