„E-Autos auf der Straße und für uns der Auspuff vor der Tür“

Anti-Tesla Aktivisten graut vor der Gigafactory Berlin

Während die Autobranche Elon Musks Ankündigungen vom „Battery Day“ verdaut, trudeln Tesla-Gegner, Vertreter des Herstellers und Anwälte zum Erörterungstermin in Erkner ein. Steffen Schorcht, wohl das bekannteste Mitglied der Bürgerinitiative „Grünheide gegen Gigafactory“ ist mit dem Rad gekommen. Er gibt sich „erleichtert, dass der Termin jetzt endlich stattfindet“ Die Einbeziehung der Bürger in die Tesla-Planungen findet er dürftig.

Per Luftlinie sind es von Schorchts Zuhause in Erkner nur ein bis zwei Kilometer bis zur Tesla-Baustelle. Wenn die Gigafactory ihre Arbeit aufnehme, würden fast 1000 Lkw und 23 Güterzüge pro Tag nach Grünheide donnern, prophezeit der 60-jährige promovierte Elektroingenieur. „Mit uns hat hat man noch nicht einmal über eine Lärmschutzwandgesprochen“, kritisiert er. „Man freut sich über Elektroautos auf der Straße, und wir haben den Auspuff vor der Tür.“

Tesla bedroht das Idyll

Auf den Anti-Tesla-Zug sprangen schon kurz nach dem Beginn der Proteste AfD-Angehörige und militante Antifa-Kräfte auf, zum Verdruss der meisten Umweltaktivisten. „Wir sind keine Fortschrittsverweigerer, leugnen den Klimawandel nicht, haben mit der AfD nichts zu tun“, erklärt Schorcht geduldig. Die meisten Tesla-Kritiker wohne im bildhübschen lauschigen Berliner Vorort-Idyll und wollen einfach nur, dass sich möglich wenig ändert. Mit Elon Musk und seine ambitionierten Plänen für die Fabrik in Grünheide stehen die Chancen dafür denkbar schlecht.

Politischer Flurschaden

Das Verhältnis zwischen den Gegnern der entstehenden Fabrik und der Politik könnte, milde gesprochen, besser sein. Steffen Schorcht mag der Versicherung des Brandenburger SPD-Wirtschaftsministers Jörg Steinbach nicht glauben, der Hersteller dürfe sich nur Wasser für bis zu rund 150.000 Pkw pro Tag vom lokalen Versorgungsverbund liefern lassen. „Steinbach sagt heute so und morgen so.“ Tesla selbst tut herzlich wenig, um die Bedenken der Anwohner zu zerstreuen. Presseanfragen werden regelmäßig abgewimmelt, Anfragen von Bürgern an eine Kommunikationsagentur verwiesen.

Eine ganze Reihe von Naturschutzverbänden haben sich der Anti-Tesla-Bewegung angeschlossen, unter anderem die Naturfreunde in Berlin, die Grüne Jugend Berlin und Brandenburg und der lokale Naturschutzbund. Wütend macht die Umweltschützer besonders das öffentliche Statement eines Behörden-Vertreters. Unter den Einwänden, die beim Erörterungsverfahren geltend gemacht werden, hieß es bereits vor der Erörterung, sei keiner, der die Gigafactory ernsthaft gefährden könnte.

Politisch heikel ist die Vorab-Genehmigung für den Bau der Fabrik ja ohnehin. Wer glaubt schon, der Wille der Bürger spiele eine Rolle, wenn die Mauern der Fabrik bereits hochgezogen werden? „Die Demokratie wird ausgehebelt“, sagt Uwe Hiksch von den Berliner Naturfreunden „Ich habe bei vergleichbaren Erörterungen oft verloren“, argumentiert er. „Das ist völlig in Ordnung. Aber wenn ich von vorneherein weiß, dass ich kein Recht bekommen werde, ist das inakzeptabel.“


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