Eine chinesische Zellenfabrik für Deutschland?

Vom Weltall aus gesehen, heißt es beim chinesischen Batteriezellenhersteller CATL (Contemporary Amperex Technology Co. Limited), seien in China zwei Bauwerke gut zu erkennen: die chinesische Mauer – und die größte CATL-Anlage, das Werk in Ningde an der chinesischen Ostküste. Mit einer Länge von rund 1,5 Kilometern und einem halbem Kilometer Breite ist es schwer zu übersehen, weitere Bauten kommen gerade dazu.

CATL will schon 2018 Kapazität von 50 Gwh schaffen

Noch ist von der Mobilitätswende im europäischen Straßenbild wenig zu sehen, doch schon entsteht eine gigantische Zulieferindustrie für Elektroautos – und CATL sieht sich an der Spitze dieser Branche. Ursprünglich war geplant, in Ningde 2019 eine Produktionskapazität von 50 Gigawattstunden pro Jahr zu erreichen – höchstwahrscheinlich, sagt CATL-Europachef Matthias Zentgraf, wird das Ziel schon 2018 erreicht. Damit  hätte sich der Hersteller, von der chinesischen Regierung protegiert, als Weltmarktführer unter den Zellenherstellern etabliert. Weitere Produktionsanlagen stehen Qinghai und Jiangsu. Am zügige Aufbau von Fabriken geht nichts vorbei. Allein Volkswagen rechnet für 2025 mit einem Bedarf von 150 Gigawattstunden im Jahr. Weltweit dürften es 350 Gwh sein.

In Europa stehen Polen, Ungarn und Deutschland zur Auswahl

Ein Börsengang in der zweiten Jahreshälfte soll CATL zwei Milliarden Dollar bringen, um die Investitionen in neue Fabriken zu stemmen. Dazu kommt voraussichtlich ab 2019 eine Fabrik in Europa. Die kann in Polen stehen, in Ungarn – oder in Deutschland. Die Entscheidung für einen Standort in Europa stünde unmittelbar zuvor, sagt CATL-Deutschlandchef Zentgraf. Ausschlaggebend für die Standortwahl sind unter anderem die lokale Zulieferindustrie, Lohnkosten, die Anforderungen wichtiger Autohersteller an die technische Infrastruktur und der Strommix. Der Energiebedarf bei der Zellenherstellung ist beträchtlich. In Osteuropa wird Strom zum großen Teil aus Kohle, Öl und Gas gewonnen, in Deutschland beträgt der Anteil regenerativer Energien dagegen heute bereits ein knappes Drittel und soll bis 2030 auf 50 Prozent steigen.

Zieht das Öko-Argument?

Geringe Emissionen nicht nur im Betrieb, sondern auch bei der Herstellung werden für künftige Elektroautos ein wichtiges Verkaufsargument darstellen, glaubt CATL-Manager Zentgraf. Das spräche für eine Fabrik in Deutschland – vorausgesetzt, die chinesische Unternehmensführung macht sich die Öko-Argumentation zu eigen. Denkbar ist beispielsweise, die leerstehenden Anlagen des US-Herstellers First Solar in Frankfurt / Oder wiederzubeleben. Realistischer wäre aber wohl ein Standort in Westdeutschland, in Rufweite wichtiger Kunden wie BMW.