Energie aus China

Wer liefert künftig Batterien für Elektroautos? Chinesische Hersteller wollen an die Weltspitze

Noch kosten sie rund 200 Euro pro Kilowattstunde, im fertigen E-Mobil summiert sich das auf Zusatzkosten deutlich über 10 000 Euro. Doch in wenigen Jahren schon sollen künftig sollen Preise im zweistelligen Bereich möglich sein. Die technischen Fortschritte bei der Herstellung von Batteriezellen liefern die beste Voraussetzung für den Durchbruch der E-Mobilität. Allerdings steht die Branche unter einem gnadenlosen Preisdruck, der die Größen- und Machtverhältnisse auf dem Markt revolutionieren dürfte.

Über Jahrzehnte hinweg dominierten japanische und koreanische Unternehmen die Batterieherstellung. Jetzt machen ihnen Chinesen das Geschäft streitig, allen voran CATL. Der sperrige Name steht für Contemporary Amperex Technology Ltd, das Unternehmen ist nach eigenen Angaben komplett in der Hand von Privatleuten. Die chinesischen Staats- und Parteiführung fördert das Unternehmen, indem es es auf die erste Liste seiner sogenannten „White List“ gesetzt hat, die darüber entscheidet, ob ein Elektroauto in China Anspruch auf staatliche Förderung hat oder nicht. CATL ist bereits ein nationaler Champion und hat das Zeug dazu, Weltmarktführer zu werden. In der Batterieherstellung zählt die schiere Größe, und bis 2020 plant der Hersteller bereits eine Kapazität von 50 Gigawattstunden. Weiteres steiles Wachstum ist wahrscheinlich, sagt Matthias Zentraf, der für CATL die europäischen Autokunden betreut. Allein der Bedarf, den Volkswagen auf der IAA angemeldet hat, ist atemberaubend: 150 Gigawattstunden, fast fünf mal so viel wie die Gigafactory von Tesla.

Matthias Zentgraf ist dieses Jahr zum ersten Mal auf der IAA, zusammen mit seinen Mitarbeitern quetscht er sich zum Interview in ein etwa drei Quadratmeter großes Kabuff abseits der Stände der großen Autohersteller. Aber der unspektakuläre Messeauftritt täuscht: Gerade suchen die Verantwortlichen von CATL nach dem Standort für eine Batteriefabrik in Europa. Lange Lieferwege für die schweren Batteriezellen sind teuer, deswegen expandieren die Chinesen in Richtung Westen. In Deutschland wird die Fabrik wohl nicht gebaut werden, auch wenn die IG Metall der VW-Spitze eine Pilotanlage in Salzgitter abgerungen hat und Daimler in Kamenz bereits zugelieferte Zellen zu Packages zusammenfasst. Aber die Strompreise sind in Deutschland für CATL einfach zu hoch, außerdem „wollen wir Batterien anbieten, die ausschließlich mit Ökostrom produziert wurden“, sagt Zentraf. Womit auch Polen außen vor wäre, schließlich kommt dort vor allem aus Kohlekraftwerken. Ausreichend grüner Strom fließt dagegen in Nordeuropa. Am finnischen Auftragsfertiger Valmet, der unter anderem bereits für Porsche und Mercedes arbeitete, hält CATL 22 Prozent.

Heute schon beliefert CATL unter anderem BMW, PSA, Hyundai, Baic und Geely, neue Kundschaft wäre natürlich willkommen. „Wir wollen der Elektromobilität in Europa mit unserer führenden Technologie zum Durchbruch verhelfen“, sagt Zentgraf. Und er verspricht: Preisrückgänge, wie sie die Chefs der Autohersteller verlangen, sind machbar – wenn nur die Auftragsvolumina entsprechend seien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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