Gemeinsam stärker

Bosch und VW beschließen Kooperation auf Augenhöhe beim autonomem Fahren im Privat-Pkw

Autohersteller und Zulieferer, das ist eigentlich eine hierarchische Angelegenheit. Der Pkw-Konzern bestellt Schrauben, Blech oder Software, der Zulieferer freut sich über den Auftrag und arbeitet ihn ab – so ist die traditionelle Form der Zusammenarbeit. In Zeiten der Digitalisierung ändern sich allerdings die Kräfteverhältnisse.  Gerade gab die Volkswagen-Softwareeinheit Cariad eine Partnerschaft mit Bosch bekannt. Die Unternehmen entwickeln gemeinsam Software fürs autonome Fahren des Levels 2 und 3 im privaten Pkw. Das Besondere: Nach einer gewissen Vorlaufzeit wird Bosch die Ergebnisse an Dritte vermarkten können. “Es handelt sich nicht um eine typische Lieferantenbeziehung”, sagt Mathias Pillin, Chef der Bosch-Einheit “Cross Domain Computing Solutions”. Bosch befinde sich in dem Projekt auf Augenhöhe mit VW. 

Erst im vergangenen Jahr beendeten Daimler und Bosch ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Systemen für Robo-Taxis. Volkswagen dagegen arbeitet mittlerweile mit einer Reihe von Partnern zusammen. Die Nutzfahrzeug-Einheit kümmert sich zusammen mit Argo AI, einem Unternehmen von Ford und VW, um den Bereich Mobilitätsdienstleistungen und hat für 2025 erste komplett  fahrerlose Shuttles angekündigt. Die Marken VW, Skoda und Seat nutzen zudem Kartendaten der Intel-Einheit Mobileye, die es den Autos erleichtern, sich selbst bei schlechten Witterungsverhältnissen sicher zu orientieren.

Die Software-Einheit Cariad, 2020 gegründet, soll nach dem Vorbild Teslas ein zeitgemäßes, aufgeräumtes Betriebssystem fürs Auto entwickeln und Teile davon an die Konkurrenz verkaufen, um die Milliardenkosten wieder hereinzuholen. Das zumindest hat VW-Boss Herbert Diess den Eigentümern des Unternehmens versprochen. Allerdings scheint der geplante schnelle Aufbau einer Einheit mit über 10.000 Software-Experten durch den Mangel an IT-Fachkräften gebremst zu werden. Möglicherweise hat sich VW auch deswegen zu der jetzt verkündeten Partnerschaft mit Bosch entschlossen. 

In dem Projekt geht es ausdrücklich nicht um Taxidienste, sondern um Software für Autos, in denen ein Mensch hinterm Lenkrad sitzt. Im nächsten Jahr sollen erste Funktionen auf den Markt kommen.  Zum Teil sollen sie es ermöglichen, dass das Auto zeitweise die komplette Verantwortung übernimmt. Das entspricht Level 3 des automatisierten Fahrens. Premiumhersteller können für diese Dienste hohe Preise von bis zu 10.000 Euro aufrufen. Für Marken wie VW oder Skoda wird’s da eng. “Wir wollen den Zugang zur Technik demokratisieren”, sagt Cariad-Chef Dirk Hilgenberg. Deswegen müsse er es schaffen, die Kosten in einem anderen Rahmen zu halten als die Wettbewerber.


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