HV der Porsche SE: Aufsichtsrat kann’s den Aktionären nicht recht machen

Minderheitsbeteiligungen an Technologie-Unternehmen, 100 Prozent an einer Verkehrsplanungsfirma – und dann noch die Mehrheit am weltgrößten Autohersteller VW: Die Stuttgarter Porsche SE ist ein wenig anders als andere Konzerne. Auf ihrer heutigen Hauptversammlung leitet sie einen behutsamen Generationswechsel ein. Der Aufsichtsrat, in dem bisher Vertreter der Eigentümerfamilien Porsche und zwei Externe sitzen, wird um den Wirtschaftsanwalt Günther Horvath, die BBDO-Managerin Marianne Heiß und Vertreter der Urenkel-Generation des Käfer-Erfinders Ferdinand Porsche erweitert: Josef Michael Ahorner (57), Stefan Piëch (47) und Peter Daniell Porsche (44). Das Sagen hat allerdings weiterhin Wolfgang Porsche (75), der dem Aufsichtsrat vorsteht.

Über die neuen Kontrolleure aus ist schon reichlich Häme geschüttet worden, weil sie angeblich über zu wenig Auto-Erfahrung verfügen – was erstens nicht korrekt und zweitens widersinnig ist, da es ja gerade Vollblut-Autoleute waren, die Volkswagen in seine schwere Krise steuerten. Dass die nächste Generation nichtts drauf hat, ist bisher eine reine Vermutung. Stefan Piëch immerhin pflegt seit Jahren die Kontakte der Erben ins Kanzleramt, seine “Your Family Entertainment” hat eine ansehnliche Auswahl an Kinderfilmen im Sortiment und betreibt zwei Pay-TV-Sender. Josef Ahorner hat bereits Aufsichtsratsmandate  bei Audi, Lamborghini und führt den Aufsichtsrat der von ihm gegründeten weltweit tätigen Emarsys, die eine Marketing-Platform betreibt. Peter Daniell Porsche leistet sich die Freiheit, in verschiedene kleinere Firmen zu investieren, etwa eine Brauerei und einen Vermittler von Interimswohnungen, außerdem sitzt er im Skoda-Aufsichtsrat. Kann schon sein, dass er keine Codes fürs autonome Fahren programmieren kann – Unfähigkeit kann man ihm frühestens in ein paar Jahren vorwerfen, sollten er und die übrigen neuen Aufsichtsräte tatsächlich keine eigenen Akzente setzen können.

Kompetenz hin oder her, die neuen Aufsichtsräte werden es schwer haben, sich zu beweisen. Zu groß ist der Ärger der Aktionäre über die Unsäglichkeiten, die bei VW in den vergangenen zweieinhalb Jahren publik wurden.  Wirtschaftswissenschaftler Christian Strenger gibt per se nicht viel auf die Kompetenz der Kontrolleure, ebenso wenig Daniel Jenderek von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz DSW, der die bisherigen Aufsichtsräte der Porsche SE mit “Kobolden” verglich, die “auf einem “Topf voll Gold” hocken. Jenderek wiederholte die Forderung, die Porsche SE solle bei VW solle “mit eisernem Besen” durchkehren – sprich: endlich für eine integre Unternehmensführung sorgen. Solange dies nicht geschehe, sei ihm nicht klar, wozu der Aufsichtsrat überhaupt vergrößert werden müsse. Auch ein Kleinaktionär wütet gegen die Kontrolleure: “Der Name Porsche oder Piëch ist für mich kein Qualifikationsmerkmal, um im Aufsichtsrat zu sitzen.” Bei anderen Unternehmen mit starken Eigentümerfamilien wie Henkell sitze ja auch nicht “die ganze Verwandtschaft im Aufsichtsrat”.

Daneben scheinen Kleinigkeiten die Aktionäre (noch) mehr zu bewegen als Dieselgate. Etwa die Frage, warum Brezen ohne Butter gereicht werden, wie teuer die Mappen seien, die zusammen mit den Unterlagen zur HV ausgereicht werden und die Frage, warum „kein Schwabe im Aufsichtsrat“ sitze. Am meisten Beifall erhält ein Aktionär, der sich auf die traditionelle Ausstellung aktueller Pkw-Modelle auf der HV gefreut hatte. Aus Kostengründen verzichtete die Porsche SE dieses Jahr darauf. Hätten Vorstandschef Hans-Dieter Pötsch mal besser anders entschieden! Das  Johlen und Klatschen der Anteilseigner zeigt, wie sehr sich die Anteilseignern für die Autos ihres  Unternehmens begeistern. Und das ist für künftige Vorstände und Aufsichtsräte ja auch irgendwie tröstlich.