IAA: Eine Entscheidung fürs Altbewährte

Die Würfel sind gefallen. München darf sich freuen, Berlin und Hamburg müssen die Kosten für ihre Bewerbung für die Automesse IAA abschreiben. 700 Millionen Kaufkraftzufluss hätte die Schau der Hauptstadt angeblich bringen können, deswegen ist der Frust im Senat verständlich. Aber nicht nur der regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Gründe) sind enttäuscht. Auch unter Autoexperten wird Kritik an der Entscheidung des VDA laut.

Stefan Reindl, der Chef des Instituts für Automobilwirtschaft IFA in Geislingen, hielt Berlin für die einzig plausible Alternative zu Frankfurter, aus einem einfachen Grund: „Perspektivisch wird pro Kontinent nur eine Automesse überleben“, prognostiziert der Experte. „Deswegen muss ein deutscher Standort globale Anziehungskraft mitbringen.“ München repräsentiere mit BMW und Audi in Ingolstadt automobile Tradition – aber „Berlin ist als Hauptstadt Deutschlands und kraft seiner Größe für ein internationales Publikum relevanter als München oder Hamburg“, so Reindl.

Auch der renommierte Auto-Anlayst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler äußert sich enttäuscht über die VDA-Entscheidung. „Ich hätte Hamburg mit seinen innovativen Verkehrssystemen oder Berlin mit seiner hippen jungen Digitalkultur eher mit der Zukunft in Verbindung gebracht als München“, so Pieper. „Aber Hamburg hat sich der Branche wohl wegen der Krawallen zum G7-Treffen nicht als Standort empfohlen, ähnlich wie das wenig wirtschaftsfreundliche Berlin.“

Berlin muss nach der IAA-Absage jetzt auf das nächste große Auto-Projekt hoffen. Noch steht die endgültige Entscheidung für das geplante Tesla-Entwicklungszentrum aus. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop muss den Spagat zwischen effektiver Standortpolitik und der Rücksicht auf ihre ihrer autoskeptische Parteibasis schaffen – und die begehrten Jobs für die Hauptstadt sichern.


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