Northvolt: Schwedische Hilfe für VW bei der Zellfertigung

Eine gefühlte Ewigkeit lang suchte VW nach Möglichkeiten, in die Fertigung von Batteriezellen einzusteigen. Genau genommen ist die Suche nicht beendet – „wir verhandeln noch“, heißt es beim Unternehmen. Ziemlich wahrscheinlich scheint aber, dass der Hersteller mindestens am Standort Salzgitter zusammen mit dem schwedischen Startup Northvolt Zellen herstellen will.

Billiger Strom in Nordeuropa

Northvolt, von Ex-Tesla-Managern gegründet, führt zusammen mit VW die ‚European Battery Union‘, die mit Partnern aus sieben europäischen Ländern den Aufbau einer Zellenproduktion starten will. Das Konsortium hat gute Karten, von der Förderung zu profitieren, die Bundeswirtschaftsminister Altmaier für eine europäische Zellproduktion ausgelobt hat. Mit an Northvolt beteiligt ist Siemens, auch VW hält über seine Lkw-Tochter Scania Anteile. Zudem ist Nortzvolt mit BMW in einem Entwicklungskonsortium verbunden.

Das Startup baut bereits eine Fabrik in Nordschweden. „Die Energiekosten sind in Schweden europaweit mit Abstand am günstigsten“, sagt Northvolt-Chef Paolo Cerruti. „Im Vergleich mit Japan ist Strom dort siebenmal billiger.“ Aber es sei „absolut möglich“, auch anderso in Europa eine Fertigung hochzuziehen. Vorzugsweise würden dann die energieintensivsten Prozesse in Schweden erledigt, der Rest in der Nähe der Autofertigung.

„Ein Spezialitätenmarkt“

Cerruti nimmt die Autoindustrie gegen den Vorwurf der Zögerlichkeit in Schutz. „Sie haben einfach keinerlei Erfahrung mit der Chemie, die in der Batterie steckt“, sagt er und zitiert einen deutschen Auto-Vorstand mit den Worten: „Wir bräuchten dreimal so viel Geld und zehn Jahre länger als andere, um eine Zellfabrik auf die Beine zu stellen.“ Anders als vielfach behauptet handle es sich bei Zellen eben nicht um ein anonymes Vorprodukt. „Es ist ein Spezialitätenmarkt. Die Eigenschaften der Batteriezellen werden ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal für die Hersteller sein, ähnlich wie heutzutage beispielsweise der Benzinverbrauch der Motoren.“

Northvolt bietet den Autoherstellern eine nahtlose Kooperation und weitreichendes Know-How an. Cerruti vergleicht die Zusammenarbeit mit dem Teamwork professioneller Caterer. „Unsere Kunden können bestimmen, welche Rohstoffe verwendet werden oder sogar mit ihrem eigenen Warenkorb kommen. Wir wissen, wie das alles verwendet wird und stellen die Küche zur Verfügung.“

Auch der beste Koch kann allerdings nichts daran ausrichten, dass die Preise für die Zutaten stark schwanken. Der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer führt an, 90 Prozent der Zelle entfalle auf Komponenten, also Anode, Kathode und Elektrolyt. Paolo Cerruti macht Automanagern wenig Hoffnung darauf, dass sie in Zukunft mit stabilen Kosten für die Zellen rechnen können: „Diese Risiken sind alle bekannt“, sagt er. „Aber das war über Jahrzehnte hinweg auch beim Alumium der Fall, beim Stahl oder bei Kunststoffen.“

Weitere Fabriken?

Zunächst ist Northvolt damit beschäftigt, sein eigenes Wachstum zu managen. Mit der Fertigung in Salzgitter ist der Zellbedarf von VW bei weitem noch nicht gedeckt. Ob Northvolt auch an weiteren Fabriken beteiligt wird, ist nicht bekannt. Bei einer früheren Gelegenheit beschrieb Cerruti die Pläne seines Unternehmens eher vorsichtig: „Wir arbeiten jetzt unsere Pläne ab und werden aufpassen, uns nicht zu viel auf den Teller zu laden.“