Porsche gründet mini-Thinktank in Berlin

Die Zukunft liegt gleich hinterm Horizont, aber der ist ziemlich weit entfernt. 30 Prozent seiner Erlöse will Porsche innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahren mit digitalen Diensten erwirtschaften – das ist zwar weniger als die 50 Prozent, die Audi-Chef Rupert Stadler schon bis 2020 schaffen will, aber trotzdem ein anspruchsvolles Ziel. Stand heute generiert Porsche Profit schließlich praktisch ausschließlich mit dem Verkauf von Autos. Jetzt will der Hersteller weiter in die digitale Welt vorstoßen.

Freie Forschung, aber die Hälfte der Arbeit muss konkreten Nutzen bringen

In Berlin eröffnete Porsche im vergangenen August ein Digital Lab, ungefähr 300 Meter vom Digilab der Konzernmutter Volkswagen entfernt, im schicken urbanen Friedrichshain. Jetzt stellte der Hersteller seinen Thinktank der Öffentlichkeit vor. An der Spree arbeitet  ein Team von Informatikern und Mathematikern an digitalen Antworten auf Fragen,  die in der Produktion, im Vertrieb oder der Nutzung von Autos entstehen. Rund die Hälfte ihrer Ressourcen sollen die Tüftler auf konkrete Probleme verwenden, die aus Stuttgart, Weissach oder Leipzig gemeldet werden. Den Rest ihrer Zeit verwenden sie auf die Forschung, können also ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Mit aktuell 16 Spezialisten ist das Team überschaubar, allerdings will Porsche auch auf anderen Wegen seine digitale Kompetenz stärken. Über zwei Fonds beteiligt sich der Autobauer an digitalen Startups, ein eigener Fonds ist in Planung.

Porsche-Finanzstratege Oliver Döring pflegt über den Wagniskapitalgeber e.ventures den Kontakt in die Gründerszene. “Wir wollen von den Startups lernen”, sagt er – und wenn sich die eine oder andere günstige Gelegenheit zum Kauf eines Startups ergibt, das in das Geschäftsmodell von Porsche passt, will er zugreifen. Auch über das SpinLab der Leipziger Handelshochschule sucht Porsche nach internationalen Talenten, die die eigene Mannschaft inspirieren. Ein Gründerwettbewerb soll Blockchain-Ansätze von der Finanzindustrie in die automobile Welt übertragen. Wenn Bitcoins über ein dezentrales Zahlungssystem sicher abgewickelt werden können – warum dann eigentlich nicht auch die Finanzströme der Lieferkette, fragt Sven Lorenz, IT-Chef von Porsche.

Lorenz spürt zwar den Spardruck aus Wolfsburg, will sich aber trotzdem nicht beklagen. “Unser IT-Budget hat sich zwischen 2010 und 2016 verdoppelt”, sagt er. Absolute Zahlen nennt er nicht, verweist aber auf den Branchenschnitt, demnach Porsche zwischen 215 und 430 Millionen Euro pro Jahr für IT ausgibt. Im letzten Jahre habe er seine Mannschaft um 25 Prozent aufgestockt, sagt er. “Wir werden auch kurzfristig in dieser Geschwindigkeit weiter wachsen.”


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