Die schöne neue Digi-Welt von Volkswagen

Wir können Zukunft, sagen sie bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas, und die Autobauer mischen immer selbstverständlicher mit. Sogar der eher behäbige VW-Konzern drückt aufs Gas, hat heuer seinen Stand noch einmal vergrößert, auf 600 Quadratmeter. Für die Techniker im Entwicklungszentrum von Audi und VW in Belmont unweit von Palo Alto ist die CES sowieso eine Art Hausmesse, dazu kamen einige Hundert VW-Experten aus Deutschland, die für die Schau nach Nevada reisten.

Amazons Alexa fährt im Volkswagen mit

Die digitale Zukunft der Wolfsburger ist, wie in der ganzen Branche, verspielt und immer mehr vernetzt. Mit der Integration des Amazon-Sprachdienstes Alexa wird Volkswagen das Shopping-Erlebnis ins (manchmal langweilige) Autofahren integrieren und den Zugriff aufs vernetzte Heim möglich machen: Voraussetzung ist, dass der Pkw-Besitzer auch das Amazon-Spracherkennungssystem Echo zu Hause hat, das auf die Worte „hey Alexa!“ reagiert und gesprochene Fragen oder Anweisungen entgegennimmt – bald auch vom VW aus.  “Wenn ich an einem kalten Tag nach Hause fahre, will ich per Sprachsteuerung meine Heizung einschalten können”, sagt Amazon-Manager John Sumniotales.

Eine individuelle Nutzer-ID wird den Volkswagen der Zukunft personalisieren – je nachdem, wer einsteigt, passt sich der Sitz an, stellt das Infotainment-System die Lieblingsmusik und die persönlichen Kontakte in der Telefonfunktion bereit. Die neue Individualität soll ab dem nächsten größeren Produktionsanläufe eingeführt werden. „Die Volkswagen ID ist unser Einstieg in ein vernetztes Ökosystem“, sagt Volkswagen-Chefentwickler Volkmar Tanneberger. Nach und nach will er immer mehr Dienste fremder Anbieter in die Elektronik eines Volkswagens integriert werden.

Richtig futuristisch wird’s im Cockpit-Konzept, das VW auf der Messe vorstellt. Den Pkw-Fahrer empfängt ein 3-D-Cockpit, das per Eyetracking die Blickrichtung des Nutzers erkennt und es ihm sozusagen per Augenaufschlag ermöglicht, bestimmte Funktionen zu aktivieren. Zwei Projektionsebenen im Head-up-Display ermöglichen die (ziemlich realistische) Illusion von Pfeilen, die direkt auf der Straße vor dem Auto verlaufen, den Weg weisen und vor Gefahren warnen. Die Gestensteuerung kennen Käufer neuer VW-Modelle heute schon, die realitätsnahe Navigation soll im VW ID, der dieses Jahr als Studie vorgestellt wurde, verwirklicht werden.

Brauchen künftige Generationen noch einen Führerschein?

Glaubt man Stefan Ortmann, Bei Volkswagen zuständig für die Entwicklung der Cockpit-Elektronik, dauert es nicht mehr lange, bis Roboter-Autos im täglichen Straßenverkehr fahren. “Mein Sohn ist neun, dem sage ich immer, dass er keinen Führerschein zu machen braucht.” Als erstes werde sich die Technik in China durchsetzen, und zwar innerhalb der nächsten zehn Jahre, sagt Ortmann. Europa und die USA würden wohl länger brauchen,

Bleibt die Frage, was der Kunde für all die aufwendige Sensortechnik und Rechenleistung im Auto ausgeben wollen. Kommt drauf an, lautet die Antwort bei Volkswagen. Taxiunternehmen und Lieferdienste hätten ein großes Interesse an autonom fahrenden Autos. “Das wäre ein großer ökonomischer Vorteil”, sagt Ortmann. “Sie könnten die Pkw 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche fahren lassen.” Und das alles ohne die Personalkosten für Fahrer.