What3Words peilt chinesischen Markt an

Adressen können Sinnfragen aufwerfen. Für die Berliner Focus-Redaktion gibt das Koordinatensystem des Startups “What3Words” die Kombination “Eisenbahn.trägheit.ausblicke” aus. Ausblicke, okay, das trifft zu – schließlich sehen wir direkt vom Arbeitsplatz aufs goldgelbe Dach der Philharmonie. Aber was hat sich der Algorithmus eigentlich bei den anderen beiden Begriffen gedacht?

“What3words” verwandelt Geokoordinaten in Kombinationen dreier Wörter – dabei können drollige, dafür umso einprägsamere Wortschöpfungen herauskommen.  Zum Schloss Neuschwanstein gelangt der What3-Words-Nutzer beispielsweise, indem er „kalt.quartier.riecht“ auf der Karte (oder im Navi) eingibt.

Das Prinzip von „What3Words“ ist so einfach wie genial: Die ganze Welt wurde in Quadrate mit einer Seitenlänge von drei Metern eingeteilt, so dass beispielsweise einzelne Hauseingänge mit größerer Genauigkeit angegeben werden können, als dies oft bei herkömmlichen Adressen der Fall ist. In ländlichen, wenig entwickelten Gegenden ohne jegliche Straßennamen und Hausnummern ist das System konventionellen Angaben ohnehin überlegen.

2020 sollen alle Menschen weltweit What3Words kennen

Daimler kooperiert deswegen bereits mit “What3Words”, weitere Kunden aus der Autowelt sollen folgen. “Wir wollen, dass 2020 alle Menschen weltweit What3Words kennen”, sagt Mit-Gründer Chris Sheldrick. Zurzeit funktioniert das System mit 14 Sprachen, so Sheldrick. “In den nächsten Monaten werden wir mindestens zehn Sprachen hinzufügen”, verspricht er. Mit dabei ist Chinesisch, womit sich das Unternehmen den interessantesten Automarkt der Welt erschließen will. In China ist die Sprachsteuerung des Autonavis besonders wichtig, weil sich viele jüngere Chinesen mittlerweile mit dem komplexen Schriftzeichen-System schwer tun. Die Integration in die Navigationssysteme chinesischer Herseller setzt allerdings Verhandlungsgeschickt mit örtlichen Autoritäten voraus. “Wir arbeiten daran”, sagt Chris Sheldrick.

Auf der CES in Las Vegas werden die Macher von What3Words vor allem nach weiteren Kunden der Autobranche Ausschau halten. In Bezug auf ihre eigenen Pläne geben sie sich bedeckt. Momentan gehört zu den Eigentümern Intel und die Deutsche Bahn, wie viele Anteile die Gründer (noch) halten, geben sie nicht bekannt. Das Unternehmen zähle zurzeit etwa 50 Mitarbeiter und werde das Team in  den nächsten Monaten um die Hälfte aufstocken, heißt es.